Sie verdienen überdurchschnittlich, arbeiten flexibel – und trotzdem machen nur rund 20 Prozent der Beschäftigten in der IT-Branche Frauen aus. Während Jobs im Pflege- oder Sozialbereich überlaufen sind, bleiben in Tech-Teams weltweit Millionen Stellen unbesetzt. Was läuft hier schief? Und warum trauen sich so viele Frauen nicht in diese Zukunftsbranche? Dieser Artikel räumt mit veralteten Vorstellungen auf – und zeigt, warum gerade jetzt der ideale Zeitpunkt ist, um in die IT einzusteigen.
IT ist nichts für dich? Denk nochmal nach
Jahrzehntelang wurde der IT-Sektor als Männerdomäne vermarktet: nerdig, einsam, mathematisch abstrakt. Noch heute halten sich Vorurteile hartnäckig – vor allem bei jungen Frauen. „Ich kann nicht programmieren“, „Ich bin zu kreativ für IT“, „Ich will später mit Menschen arbeiten“ – all das sind Aussagen, die häufig im Schulumfeld oder bei Berufsberatungen fallen. Dabei sind es genau diese Fähigkeiten – Kommunikation, Empathie, kreatives Problemlösen –, die Tech-Teams heute händeringend suchen. Was oft fehlt, ist nicht Talent, sondern ein niedrigschwelliger Einstieg.
Während Universitäten über Jahre Wissen theoretisch vermitteln, setzen viele neue Ausbildungsformate auf Praxisnähe. Ob Bootcamps, duale Ausbildungen oder berufsbegleitende Qualifizierungen – es gibt inzwischen unzählige Wege, sich IT-Know-how aufzubauen. Besonders beliebt sind Programme, die technisches Lernen mit dem Aufbau sozialer Kompetenzen verbinden. Denn wer später andere Menschen durch Lernprozesse begleiten will – etwa als Coach, Junior-Teamleitung oder Ausbildner –, braucht mehr als nur sauberen Code.
Ein Beispiel aus der Schweiz zeigt, wie sich das ideal verbinden lässt: Der Berufsbildnerkurs Zürich qualifiziert IT-Fachkräfte, um Lernende kompetent zu begleiten – mit Fokus auf Ausbildungsplanung, Gesprächsführung, Feedback und psychischer Gesundheit im Berufsalltag. Genau solche Angebote brauchen wir mehr. Weil IT-Berufe längst nicht mehr nur technische, sondern auch pädagogische und kommunikative Aufgaben mit sich bringen.
Ausbildung in Bewegung – mehr als nur Coden
Früher hieß es: Wer in die IT will, muss erst einmal Jahre in grauen Hörsälen verbringen. Heute geht das schneller, praxisnäher – und vor allem: diverser. Ausbildungsprogramme für IT-Berufe sind in Bewegung. Sie richten sich nicht mehr nur an Schulabgänger*innen mit 1,0 in Mathe, sondern an Erwachsene im Quereinstieg, an Eltern in Elternzeit, an Menschen mit Migrationshintergrund, an kreative Köpfe.
Ein großer Vorteil: Die meisten Programme bieten echte Projektarbeit. Statt isoliert Formeln zu pauken, lösen Teilnehmer reale Probleme in Teams. Sie entwickeln Apps für den Alltag, Websites für soziale Initiativen oder Tools für Nachhaltigkeit. Genau das bringt Selbstvertrauen – besonders bei Frauen, die sich lange eingeredet haben, sie seien „nicht technisch genug“.
Flexibel arbeiten, ohne sich rechtfertigen zu müssen
Die IT-Branche bietet etwas, das in vielen anderen Berufen noch immer fehlt: echte Zeitsouveränität. Remote-Arbeit ist hier längst kein pandemiebedingter Ausnahmezustand mehr, sondern gelebter Alltag. Gleitzeitmodelle, Teilzeitoptionen, Jobsharing – all das ist in Tech-Teams häufiger Realität als in klassischen Bürojobs. Für viele Frauen bedeutet das vor allem eines: Planbarkeit. Nicht, weil sie automatisch Kinder bekommen. Sondern weil sie nicht gezwungen sein sollten, sich zwischen Karriere und Lebensrealität zu entscheiden.
Gerade nach längeren Pausen – etwa durch Elternzeit, Krankheit oder Care-Arbeit – wirkt der Wiedereinstieg in viele Berufsfelder wie ein Hochseilakt. In der IT sieht das anders aus: Die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften ist so hoch, dass Erfahrung, Lernwille und Engagement oft mehr zählen als ein nahtloser Lebenslauf. Wer etwas kann – oder es lernen will – findet Anschluss. Viele Arbeitgeberinnen fördern gezielt Quereinsteigerinnen, die mit frischer Perspektive und Lebenserfahrung ins Team kommen.